7 Tage wandern mit Backpack, 6 Nächte im Zelt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, teils mit Regen und starkem böigem Wind. Knapp 110 km zu Fuß und viele Höhenmeter, immer umgeben von Bergen, Lagunen, Gletschern, einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt und dem patagonischen Wind. Zwei Tage hatten es echt in sich! Mit Böen bis zu 100 km/h wandert es sich nicht so leicht. Auch wenn wir froh sind, jetzt wieder in normalen Betten, ohne Jacken, Pullis und Mützen schlafen zu können, war es eine mega Erfahrung und wir haben das bestimmt nicht zum letzten Mal gemacht! Bevor unsere mehrtägige Wanderung starten konnte, mussten wir aber auch noch einiges erledigen. Route planen, Campingplätze buchen, Bustickets kaufen, Essen planen/einkaufen und Ausrüstung (Zelt, Regenhose, Campingkocher, Kochtopf, Gaskartusche) leihen.
Tage 1-2
Vom Parkeintritt marschierten wir zuerst knapp 1,5 Std. zu unserem ersten Campingplatz. Das Wetter war nicht gerade ideal. Wir spürten leichten Nieselregen und dichtes Wolkenmeer umhüllte die vor uns liegende Bergkulisse. Angekommen am Campingplatz bauten wir zunächst unser Zelt auf, aßen eine Kleinigkeit und machten uns bereit für unsere erste Tour. Man sagte uns jedoch, dass es heute wohl schlecht aussehe, dass man die drei Granittürme, nach denen der Nationalpark benannt ist, sehen kann. Viel zu viel Nebel! Na toll... Wir müssen aber heute dorthin, denn morgen geht es schon weiter zum nächsten Campingplatz. Alle Campingplätze müssen im Nationalpark nämlich im Voraus gebucht werden. Spontane Aufenthalte oder gar Verlängerungen sind so leider nicht möglich. Knapp 22 km Wanderung und ca. 700 Höhenmeter liegen noch vor uns und dann sehen wir NICHTS!?!? Das sind ja wirklich tolle Aussichten... Über Stock und Stein, am Fluss entlang, durch Wälder, über eine Fels- und Gerölllandschaft ging es zum Teil sehr steil bergauf bis wir unser Ziel erreichten. Die drei Granittürme... KLAR vor Augen, die Wolken waren verzogen. Vorgelagert eine türkisschimmernde Lagune. Was für ein beeindruckender Anblick!
Nach dem langen ersten langen Wandertag mit 29 km ließen wir es am zweiten Tag etwas gemütlicher angehen. Wir schliefen aus, frühstückten und machten uns erst gegen Mittag auf zu unserer zweiten Etappe. Dieser Tag war im Nachhinein der für uns landschaftlich schönste Weg im Nationalpark. Umgeben von bunten Wiesenblumen und Kräutern, kleinen Orchideen und blühenden Sträuchern wanderten wir knapp 16 km entlang türkisfarbener und dunkelblauer Lagunen zu unserem nächsten Campingplatz.
Tage 3-4
Der dritte Tag sollte auch entspannt werden. Nur 2 km auf ebenem Gelände zum nächsten Campingplatz, Zelt aufbauen und dann nur noch weitere 11 km und 3 Stunden wandern zum Britannico Lookout. Die Wanderung zum Lookout war jedoch alles andere als entspannt... Da hatten wir uns ganz schön getäuscht. Aber die Mühe war es am Ende wert. Vor uns lag eine beeindruckende Bergkulisse.
Nächster Tag und wieder das gleiche Spiel. Aufstehen, frühstücken, fertigmachen, Zelt abbauen, Backpack aufsatteln und los geht’s! Heute war es sehr windig und gerade mit voll beladenem Backpack fiel es uns manchmal sehr schwer die Balance zu halten. Gut, dass heute nur 7,5 km vor uns lagen. Die Landschaft hier mit vielen abgestorbenen grauen Wäldern stand in vollem Kontrast zu den ersten beiden Tagen mit blühenden Sträuchern und den bunten Wiesenblumen.
Tage 5-6
Die letzte lange Wanderung mit fast 27 km führte uns zu einem einzigartigen Naturschauspiel, dem Grey Gletscher. An seinem Ende vor der Aufteilung in drei Gletscherzungen ist er etwa 6 km breit und ca. 30 Meter hoch. Aber auch dieser Gletscher geht zurück. Erst letztes Jahr ist ein großes Stück davon abgebrochen. Die Wanderung dorthin war lange und sehr windig, aber auch super schön dem blauen Giganten immer näher zu kommen. Für uns war es ein ganz besonderes Erlebnis und gleichzeitig super traurig zu sehen, wie der Klimawandel immer weiter voranschreitet und unsere Welt darunter leidet.
Unsere letzte Nacht im Park verbrachten wir noch an einem Campingplatz fernab der touristischen Wanderrouten, vor uns liegend mal wieder eine prächtige Bergkulisse und der perfekte Ort die Erlebnisse der vergangenen Tage Revue passieren zu lassen.
7 Tage mit den Backpack und Zelt durch den Torres del Paine Nationalpark. Wunderschön! Manchmal haben wir uns aber auch gefragt, warum wir uns das gleich nochmal antun. Dann bogen wir um die nächste Ecke oder erklommen den nächsten Berg und dann wussten wir wieder ganz genau warum! Die Natur hier ist einfach unbegreiflich schön. Das Gefühl kann man einfach nicht in Worte fassen. Irgendwie wird man süchtig danach, auch das Laufen wird immer angenehmer und man traut sich von Tag zu Tag mehr zu. Wir waren fasziniert, wie belastbar unsere Körper sind und wie schnell sie sich über Nacht regenerieren. Obwohl es teilweise sehr anstrengend war, konnten wir unglaublich viel Energie daraus schöpfen.
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